„Es gibt völlig unterschiedliche Gründe für eine Nichtteilnahme.“

Dipl.- Psych. Heike Abt, Partnerin am Institut für für Kooperationsmanagement (IKO),  leitet die Befragung von Nicht-TeilnehmerInnen in der Zugangsstudie.

Frau Abt, wie ist der Stand der Arbeiten im Rahmen der Zugangsstudie?

Abt: Aktuell interviewen wir junge Menschen, die nicht an internationalen Jugendbegegnungen teilgenommen haben, um herauszufinden, welche Barrieren, Hindernisse, Motivationsgründe dafür bei ihnen vorlagen. Wir sind momentan bei einem Stand von 40 Interviews, die wir anhand eines Leitfadens führen. Der erste Teil des Interviews ist narrativ. Darin bitten wir die Teilnehmenden, allgemein zu schildern, beispielweise ob sie überhaupt Infos zu solchen Maßnahmen hatten? Wenn ja, woher? Und wenn ja, warum haben sie sich dann nicht dafür entschieden? Im zweiten Teil des Interviews gehen wir dann eine ganze Liste von Barrieren und Hindernisse und deren Rolle in der Entscheidungsfindung durch.

Wie wurden die Interviewten ausgewählt?

Abt:  Wir haben über die SINUS-Befragung mehr als 200 Kontaktadressen von Teilnehmerinnen und Teilnehmer bekommen, die sich bereiterklärt hatten, an einem vertiefenden Interview teilzunehmen. Die Auswahl stellt eine Stichprobe aus diesem Pool dar. Am Ende werden es insgesamt 50 Interviews sein.

Was gibt es für mögliche Motive und wie werden diese erforscht?

Abt:  Ohne Ergebnisse vorwegzunehmen: Es gibt natürlich Teilnehmende, die überhaupt keine Informationen über internationale Jugendbegegnungen hatten. Andere hatten solche Informationen, aber eine Teilnahme kam aus unterschiedlichen Gründen für sie nicht in Frage. Ein prominenter Grund, der sich abzeichnet, sind finanzielle Schwierigkeiten.

Zu welchen Formen von Jugendbegegnungen werden die Interviewten befragt?

Abt:  Wir legen eine abgestimmte Definition von internationalen Jugendbegegnungen zu Grunde, zum Beispiel Schüleraustausch, individuell oder mit der Klasse, Work-Camps, internationale Begegnungsmaßnahmen durch Vereine, Jugendbegegnungsstätten oder Trägern Kultureller Bildung. Ein notwendiges Kriterium ist ein pädagogisches Programm. Jugendreisen oder Urlaube etwa zählen nicht dazu.

Es gibt ja verschiedene Zugänge im Rahmen dieser Zugangsstudie. Was ist der Vorteil dieser Interview-Methode?

Abt:  Das Plus der Interviews ist, dass wir Haupt- und Nebengründe für die Entscheidung identifizieren können. Wir erfahren Quantität und Qualität der vorhandenen Informationen bezüglich Jugendbegegnungen – beispielsweise welche Formate bekannter sind als andere. Und es werden persönliche und organisationsstrukturelle, das heißt vertiefende Gründe für eine Nichtteilnahme sichtbar.

Wie zeigen sich diese Gründe konkret in den Interviews?

Abt:  Das ist ganz unterschiedlich. Manche der Interviewten erzählen, für welche Maßnahmen sie sich beworben haben, aber nicht genommen wurden. Bei anderen hat etwa das Gymnasium vor Ort entsprechende Programme angeboten, aber die eigene Schule nicht. Und es gibt welche, die diese Möglichkeiten nicht kannten. Es gibt also völlig unterschiedliche Gründe für eine Nichtteilnahme.

Gibt es überraschende oder besonders interessante Ergebnisse Ihrer Befragung?

Abt:  Unsere Ergebnisse sind als Einzelergebnisse zu betrachten. Dennoch ist überraschend, dass hauptsächlich das Format „mehrmonatiger Individualaustausch“ bekannt ist, der wiederum auch als sehr teuer erachtet wird. Weiterhin sind einige Individualgründe zutage getreten, die man vorher nicht kannte oder erfragen konnte. Das sind beispielsweise familiäre oder gesundheitliche Situationen, die auf individueller Ebene dagegen sprachen, an einem Austausch oder einer Jugendbegegnung teilzunehmen.

Welche Fragen können Sie nach Abschluss dieses Teils Ihrer Forschung beantworten?

Abt:  Wir werden vertiefte Erkenntnisse über Zugangsbarrieren zu internationalen Maßnahmen erhalten und wollen dann Handlungsideen ableiten, wie man einige dieser Barrieren systematisch abbauen kann.

Bis wann werden Sie mit Ihrer Arbeit fertig sein?

Abt:  Wir sind im März 2017 mit der Erhebung fertig und beginnen anschließend mit der Auswertung. Mit ersten Ergebnissen ist Mitte bis Ende Mai zu rechnen.