„Alle jungen Menschen müssen gleichberechtigt die Möglichkeit haben, an einer internationalen Begegnung teilzunehmen.“

Zum zweiten Mal traf sich der Beirat zum Forschungsprojekt „ Warum nicht? Studie zum Internationalen Jugendaustausch: Zugänge und Barrieren“, dieses Mal in Stuttgart bei der Robert Bosch Stiftung.

Dr. Maja Sibylle Pflüger, Stellvertretende Bereichsleiterin Kultur und Bildung bei der Robert Bosch Stiftung, begrüßte die Anwesenden und freute sich über das große Interesse der Beiratsmitglieder. Sie wertete dies als ein Zeichen dafür, dass die gesellschaftliche Bedeutung internationaler Erfahrung immer mehr in den Fokus rücke. Thomas Thomer, Unterabteilungsleiter im Bundesjugendministerium, führte in seiner Begrüßung aus, dass mit der aktuellen Haushaltsplanung 2018 geplant sei, mehr finanzielle Mittel für die Teilhabe benachteiligter Jugendlicher an Aktivitäten der Internationalen Jugendarbeit einzuplanen. Zudem seien im 15. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung ebenfalls entsprechende Hinweise auf die Notwendigkeit einer besonderen Förderung enthalten. Auch bei Veranstaltungen während des Deutschen Kinder- und Jugendhilfetages im März 2017 sei dies betont worden. Ein weiterer Hinweis darauf, dass Internationaler Jugendaustausch aktuell besonders im Fokus ist, sei außerdem die Tatsache, dass sie als eigenes Handlungsfeld in den Innovationsfonds im Rahmen der Eigenständigen Jugendpolitik aufgenommen wurde. Als Ergebnis der Jugendkonferenz des IJAB in Schwerin im April 2017 wurden von den Jugendlichen ebenfalls dahingehende Empfehlungen formuliert und an Bundesjugendministerin Manuela Schwesig übergeben, unter anderem: „Alle jungen Menschen müssen gleichberechtigt die Möglichkeit haben, an einer internationalen Begegnung teilzunehmen.“ Daher sei man besonders gespannt auf die Ergebnisse des laufenden Forschungsprojektes.

Dr. Werner Müller berichtete über die Umsetzung der Meilensteinplanung und insbesondere über die bisher stattgefundenen Treffen der Forschungspartner und den Austausch mit anderen Forscherteams, die sich aktuell ebenfalls mit der Thematik beschäftigen. Ein drittes Treffen, geplant als mehrtägige Werkstatt am Ende des Jahres, wird sich intensiv mit Handlungsempfehlungen für Politik und Praxis beschäftigen.

Dr. Helle Becker fasste die bisherigen Maßnahmen der Informations- und Öffentlichkeitsarbeit zusammen. Die Zugangsstudie wurde mehrfach im Rahmen von Fachtagungen präsentiert, unter anderem auf dem 16. Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag in Düsseldorf und beim Jahrestreffen der „European Platform on Learning Mobility“ (EPLM). Als Ausblick auf die nächsten Schritte kündigte sie ein öffentliches Fachgespräch am 11. September 2017 in Berlin mit Staatssekretär Dr. Kleindieck an. Hier soll der Fachöffentlichkeit und der Presse die Studie vorgestellt und die Ergebnisse für 2018 angekündigt werden. Die Fachzeitschrift „deutsche jugend“ plant – angeregt durch Wolfgang Ilg – für 2018 eine ganze Ausgabe zum Thema Internationale Jugendarbeit, in der drei Heftbeiträge aus dem Kontext der Zugangsstudie kommen sollen.

Nicht die endgültigen, aber einige Zwischenergebnisse wurden anschließend von den Forschungspartnern vorgestellt. Die Forscherinnen und Forscher des Sinus- Instituts, aus dem Projekt Freizeitenevaluation, der TH Köln und von IKO-Institut für Kooperationsmanagement berichten über ihre aktuellen Arbeitsstände und beantworteten Fragen der Beiratsmitglieder.

Silke Borgstedt und Maximilian von Schwartz vom SINUS- Institut präsentierten ausgewählte Ergebnisse aus der Repräsentativbefragung junger Menschen. Der Bericht fokussierte auf die Merkmale von TeilnehmerInnen an organisierten Auslandsaufenthalten sowie auf die soziodemographischen Merkmale von Nicht-TeilnehmerInnen. Ein besonderes Augenmerk der Auswertung soll auf „untypische TeilnehmerInnen“ gelegt werden, da dadurch aufschlussreiche Ergebnisse zu erwarten sind.

Zijad Naddaf von der TH Köln erläuterte das Vorgehen bei den rund 30 ExpertInnen-Interviews. Die befragten ExperInnen können durch ihre Aussagen die quantitativen Ergebnisse der Befragung des SINUS-Instituts ergänzen, indem sie Begründungs- und Erklärungszusammenhänge liefern.

Heike Abt von IKO berichtete über die ersten Ergebnisse der Befragung von jugendlichen Nicht-TeilnehmerInnen an Angeboten der Internationalen Jugendarbeit, die zu Jahresbeginn 2017 durchgeführt wurde. 49 Interviews werden auf der Basis eines teilstrukturierten Fragebogens für die Auswertung berücksichtigt. Durch eine Differenzierung der Gründe für eine Nicht-Teilnahme in primäre, sekundäre und weitere Gründe wird die komplexe und mehrschichtige Motivationslage der jungen Leute beschreibbar, um daraus mögliche Ansätze für eine Teilnahme ableiten zu können.

Dr. Ilg (Projekt Freizeitenevaluation) stellte die seit Frühjahr 2017 nutzbare, neue Möglichkeit der kostenlosen digitalen Evaluation von internationalen Jugendbegegnungen „iEVAL“ vor, die in vier Sprachen zur Verfügung steht (deutsch, französisch, polnisch, englisch). Das interaktive Tool bietet einen vorgegebenen Fragebogen für die Teilnehmenden, erlaubt aber den registrierten Maßnahmeträgern auch eine Ergänzung durch eigene, individuell zu formulierende Fragen. Alle Ergebnisse stehen sofort in Form von Tabellen und Grafiken zur Verfügung. Das langfristig angelegte Projekt soll ab 2018 auch repräsentative Daten erheben, um eine Stichprobe mit den Befragungsergebnissen des SINUS- Instituts zu bilden. Aktuell haben insgesamt 1.756 TeilnehmerInnen von 13 Organisationen ihre Beteiligung zugesagt. Mit weiteren Trägern und Nutzern werden die Ergebnisse 2017 und 2018 in die Zugangsstudie eingehen.

Für alle Forschungsteams steht als nächster Schritt die Fertigstellung und Aufarbeitung der Ergebnisse für die dritte und letzte Beiratssitzung Anfang 2018 an. Auch diese soll der Diskussion von Ergebnissen und möglichen Handlungsempfehlungen und Schlussfolgerungen für die Praxis dienen.

In einer anschließenden Forschungswerkstatt wurden unter anderem die Planungen zu einer Buchproduktion vorangetrieben. Das geplante Buch mit allen Forschungsergebnissen, Schlussfolgerungen und Empfehlungen wird voraussichtlich Ende 2018 erscheinen.